Montag, 4. Februar 2013

Und alle so, yeah, Hausarbeit!

Hausarbeit, Facharbeit, Doktorarbeit... das sind alles Bezeichnungen für Schriften, die kein Mensch gerne liest und noch viel wichtiger, kein Mensch gerne schreibt. Man verfasst diese nämlich nach dem sogenannten wissenschaftlichen Standard. Das heißt erstmal, dass man die Seite so beschneidet, das man kaum drei Worte in eine Zeile kriegt. Das sieht unheimlich schick aus und dient sowohl der Faulheit des Verfassenden, da dieser dann nicht mehr allzu viel schreiben muss, als auch der des Lesers, der folgerichtig auch weniger lesen muss. Dann nimmt man noch einen 1,5 zeiligen Zeilenabstand und violá. Aus vorher acht knüppelharten Seiten Fließtext werden jetzt vielleicht noch tatsächliche 5 1/2. In dieser formalen Hinsicht sind Texte nach wissenschaftlichen Standard also eigentlich ganz cool. 
  
Darf ich vorstellen? 
Der Teufel höchstpersönlich: 
Wikipedia


Das Problem liegt an dem Inhalt.
Themenfindung in einem Kurs von dem man keine Ahnung hat, ist das erste Abenteuer. Hat man einigermaßen die Fragestellung formuliert, merkt man, das man gar nicht weiß, wie man der Sache auf den Grund gehen soll. Und aus einer eigentlich spannenden, aber noch nicht beantworteten Frage, wird irgendeine, die schon 1000 Menschen zuvor gefragt und beantwortet haben, DENN man braucht ja auch eine gescheite Lektüreliste. Mein liebster Freund Wikipedia wird als absolutes No Go verteufelt und leider verbannt. Man braucht so richtig dicke Schinken, die mega kompliziert klingen, am besten auf Englisch, mit mindestens 50.000 Seiten stinklangweiliger Materie.

 Komm mit mir in die Lernfantasie, 
der Eintritt kostet Konzentration!

Dass man das Buch hat, reicht natürlich nicht. Man muss es sogar lesen. Nicht ganz. Aber schon eine Seite hat einen unglaublichen Knock-Out-Charakter. Nach spätestens zwei Seiten schweifen die Gedanken ab, in die bunteste Fantasie, die der Mensch kreieren kann, die Lernfantasie. Die kommt immer dann, wenn man sie gar nicht gebraucht und sie malt die schönsten Geschichten. In unkreativen Phasen kommt die Ablenkung auch in Facebook-Form vorbei. Kann man sich einigermaßen konzentrieren, stellt man schnell fest, dass die Fragestellung doch nicht soooooo gut zu dem Buch passt. Frage oder Buch ändern? Noch mal in die Bibliothek fahren? Nö. Also Frage ändern. Schon wieder. Gut, dass wir nicht mehr handschriftlich arbeiten.

Hat man so einigermaßen das Thema auf der Kette, muss man es jetzt noch ausformulieren. Und zwar irgendwie hochgestochen und total professionell. Hier sei mal angemerkt, dass ich meine Hausarbeit in der Übung "Computerspiele" schreiben muss. Sich bei so etwas trivialem vernünftig und gewichtig auszudrücken, fällt mir wahrhaftig schwer. Es kommt mir einfach aufgesetzt und falsch vor. Auch wenn ich an meinen Professor denke, passt dieser gehobene Stil irgendwie nicht. Aber er hätte das natürlich trotzdem gern so.

Lecker Inhaltsverzeichnis 
mit Fußnotensauce

Dass der ganze Quatsch gar nicht in meinem Köpfchen zustande gekommen ist, muss ich dann noch durch die süßen, kleinen Fußnoten anmerken. Mit Autor, Vor – und Nachname, Texttitel, Buchtitel, Verlag, Herausgeber, Ort, Zeit, Lieblingsgericht des Autors, von deiner Mama und der Name deines ersten Haustieres. Da staunt man, was so alles in eine Fußnote gehört. Als ob der Professor bei circa 60 Hausarbeiten, die er nur in einem Kurs bearbeiten muss, jede Quelle kontrolliert. Und als ob ich auch nur einen einzigen Gedanken in dieser Schrift selbst gefasst hätte. Die eidesstaatliche Erklärung am Ende sollte einfach besagen, dass meine Leistung darin besteht, das Wissen anderer Menschen zusammenzutragen und umzuformulieren. Ich habe nichts geleistet und bitte, stellt mir bloß keine Fragen. Das schwöre ich vor Gott, der Welt, Deutschland und meinem werten Professor. Zack, Unterschrift drunter und weg mit den Fußnoten. Das wäre schön. Aber schön ist heute aus. Heut gibts Lecker Inhaltsverzeichnis mit Fußnotensauce und Zitationsshake. Yeah!



 

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